Ausleitung

Algemeines

Ausleitungsverfahren zählen zu den "klassischen" Naturheilverfahren, weil sie teilweise schon seit Jahrhunderten erfolgreich angewendet werden. Die ausleitenden Verfahren werden auch mit dem Begriff "Humoraltherapie" zusammengefasst. Darunter versteht man Methoden zur Entgiftung und Entschlackung der Körpersäfte (lateinisch "humores" = säfte).

Mit den Ausleitungsverfahren behandelt man die Erkrankung zunächst nicht direkt an den Körperteilen und Organen, an welchen sie sich zeigen, vielmehr will man eine allgemeine Umstimmung erzielen und damit Stoffwechselvorgänge verstärken und die Entgiftung des Körpers aktivieren.

Leider rückt in der modernen Schulmedizin die gezielte Behandlung von Organteilfunktionen immer mehr in den Vordergrund, während die ganzheitliche Allgemeinbehandlung immer mehr an Bedeutung verliert. Dies wirkt sich insbesondere bei chronischen Erkrankungen nachteilig aus.

Früher benutzte man den Begriff der "Dyskrasie" und verstanden darunter die "Verderbnis der säfte" bzw. die "Entmischung des Blutes. Dieser Begriff hat auch heute durchaus noch seine Berechtigung und wird für viele chronische Krankheiten verantwortlich gemacht. Zu nennen wären hier beispielsweise Leberleiden, Adipositas (Fettsucht), Diabetes, Blutkrankheiten und rheumatische Erkrankungen. Darum sollten Ab- bzw. Ausleitungsverfahren die Grundlage jeder praktischen Heilkunde darstellen,da sie sich unter allen Therapieverfahren durch Jahrhunderte immer wieder bewährt haben.

Bis zu Beginn der naturwissenschaftlich ausgerichteten Medizin hielt man eine Erkrankung für die Störung der Zusammensetzung der Körpersäfte (lat.:humores). Diese Humoralpathologie geht zurück bis zu Hippokrates (460 - 377 vor Christus) als einem der ersten bedeutenden Vertreter. Seine Therapie basierte auf der Lehre von den vier Körpersäften (gelbe und schwarze Galle, Blut und Schleim). Bei Krankheit waren die den säften zugeordneten 'Temperamente' gestört. Unter Berücksichtigung des damals schon lange bekannten Zusammenhanges zwischen Innerer Erkrankung und Körperoberfläche (Haut) kam er zu der Überzeugung, daß man einen erkrankten Körper reinigen und damit heilen könne, wenn man durch äußeren Eingriff schädliche Stoffe über die Haut nach 'draußen' ableiten könne. Alle Therapiemethoden, die dieses Ziel verfolgen, faßt man daher unter dem Begriff 'ausleitende Verfahren' zusammen.

Bis zum Mittelalter gab es viele humoraltherapeutische Ärzte, die uns ihr Wissen in zahlreichen Schriften übermittelt haben. Der bedeutendste von ihnen, Paracelsus von Hohenheim, gilt als der Begründer der modernen Humoraltherapie, weil spätere HumoralÄrzte sich nach seinen Erfahrungen richteten (humoral = die flüssigkeiten betreffend). Die heute angewandten externen (technischen) Methoden gehen auf den Arzt Bernhard Aschner (1883 - 1960) zurück. Es sind:

  • Blutegelbehandlung,
  • Baunscheidt-Verfahren,
  • blutige und unblutige Schröpftherapie,
  • Aderlaß,
  • Cantharidenpflaster,
  • Mikro- und Minifontanelle.

Über die Behandlung einzelner Organbeschwerden stellte er den Gesamtzustand des Patienten, seine 'Konstitution'. Er verstand seine Therapie als 'konstitutionsumstimmende Allgemeinbehandlung'. Aschner grenzte als andere 'ReizKörperverfahren' wie z. B. die Eigenbluttherapie oder die Autouronosodentherapie davon ab. Eine umfassende Konstitutionstherapie integriert auch die 'inneren' Aschner-Verfahren in die Therapie mit ein, wie z.B. die Gabe von Tonica, Roborantien, Diuretica, Brechmittel oder die spezielle Aschner-Diätetik.

Die ausleitenden Verfahren greifen am System der Grundregulation an und helfen dadurch, Körpereigene Funktionen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dies ist oft die Voraussetzung, um andere Therapiemethoden überhaupt erst wirksam werden zu lassen. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, daß zu einer erfolgreichen Therapie außer einem therapeutischen Mut unbedingt die genaue Kenntnis der Zusammenhänge und sorgfältige Vorgehensweise erforderlich sind.